Montag, 27. September 2010

Der dritte Sonntag in "The City of Joy"

Ich sitz jetzt grad auf unserem Balkon in Kalkutta und betrachte die gewaschene Wäsche. Richtig sauber sind die Textilien natürlich nicht, aber sie riechen wieder angenehm. Aber wir sind ja hier in Indien, da ist das alles kein Problem. =) Zum Glück habe ich viele weiße T-Shirts mitgenommen. Die kommen dann in „India-white“ wieder mit nach Deutschland.
Heute ist Sonntag und das bedeutet arbeitsfrei. Es ist schön mal den ganzen Tag zur freien Verfügung zu haben. Das mit dem Samstag arbeiten gehen, nervt schon nach zwei Wochen. Die Zeit vergeht zwar sehr schnell, aber man kann irgendwie nichts machen, denn man ist die ganze Zeit im Büro und wenn man dann Abends nach Hause kommt, dann ist auch nicht mehr viel mit Umgebung anschauen. Nach der Arbeit heißt es meistens essen und Wasser kaufen und nach Hause gehen. Zum Glück hat man dann aber coole Leute, mit denen man entspannt quatschen kann. Dann werden auch schon mal Reisepläne ausgearbeitet. Nächstes Wochenende wollen wir vielleicht in die Küstenstadt Puri. Dort solls irgendwie ganz schön sein und ich kann mal im indischen Ozean baden. Aber mal sehen, hier in Indien kann nächste Woche auch übernächste Woche oder in zwei Wochen bedeuten. =) Mir geht´s einfach nur darum mal was von Indien zu sehen und das Erlebnis „Zugfahren in Indien“ zu „genießen“.
Nach zwei Wochen Arbeit sind die Text für die deutsche Webseite fertig und ab Montag geht es jetzt um die technische Umsetzung. Ich bin mal gespannt wie das wird und vor allem wie es dann mit der Aufgabenverteilung weitergeht. Von der Sache
Einziger Wehmutstropfen nach zwei Wochen Indien. Das Internet funktioniert nicht auf meinem Laptop. Der Stick funktioniert nur mit Vista und Windows 7. Auf der Verpackung steht zwar auch was von Windows XP mit Service Pack 2 aber irgendwie erkennt er den Stick irgendwie nicht. Die ersten Versuche das Internet doch irgendwie zum Laufen zu bringen sind gescheitert. Aber noch gebe ich nicht auf. Mal sehen, was die nächste Woche bringt.
Jetzt ist erst mal warten angesagt und zwar bis es zu regnen aufhört. Dann geht’s zum Straßenimbiss essen holen. Heute Nachmittag treffen wir uns dann zum ersten Mal mit den AIESEC-Leuten aus Indien in einer coolen Café-Bar, wo man aber stundenlang auf seine Getränke warten muss. Dann sind wir zum Abendbrot auf die Dachterrasse unseres Vermieters eingeladen. „Indian Dinner“ in Kalkutta. Ich bin mal gespannt. Aber die Dachterrasse ist echt der Knaller. So was brauche ich für meine spätere Wohnung. =) Super Blick über Kalkutta und total weitläufig. Herrliche Umgebungsqualität für angenehme Stunden.
So jetzt ist mal gut mit schreiben. Ich hänge jetzt noch die letzte gewaschene Hose auf und dann geht´s Mittag essen. =)

Some time passed by .... :)

Die erste Woche in India, India neigt sich dem Ende zu und ich habe die Metro bis jetzt immer wieder unbeschadet verlassen. Aber theoretisch müsste man mal eine Videoaufnahme von so einer Fahrt machen. Die Leute stehen dicht an dicht. Es wird geschoben und gedrängelt. Eine Station vor dem eigentlich Ausstieg sollte man sich schon in unmittelbarer Tür Nähe befinden, ansonsten wird es schwer die Massen beiseite zu schieben. Einstieg und Ausstieg erfolgen natürlich gleichzeitig, sodass es auf jeden Fall vorteilhaft ist, ein paar Pfunde mehr auf die Waage zu bringen. =D Aber bei ca. 15 Millionen Menschen und nur einer U-Bahnlinie ist dieses Chaos verständlich.
Im Großen und Ganzen überwiegen nach den ersten Tagen auf dem asiatischen Kontinent wie bei jeder neuen interkulturellen Begegnung mit einem anderen Kulturkreisen die positiven Eindrücke. Die ersten Arbeitstage sind auch ganz verlaufen. Während andere AIESCER Kolkata entnervt verlassen, weil ihr Job so gar nichts mit ihren Erwartungen gemeinsam hatte, könnte das bei mir anders laufen. Meine ersten Aufgaben sind jetzt erst mal eine deutsche Webseite von der Firma zu erstellen. Natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der anderen indischen Angestellten. Deshalb lern ich zuerst alle Abteilungen ein wenig kennen. Es ist super interessant was die alles können. Von ansprechendem Webdesign, über die Entwicklung komplizierter Softwareanwendungen bis hin zum Design von Broschüren. Aber zuerst muss ich den ganzen Inhalt der Seite auf Deutsch übersetzen. Parallel zu dieser Aufgabe gilt es den CeBit Auftritt vorzubereiten. Hier ist die Standgestaltung und die Vorbereitung von Marketingmaterial nötig. Theoretisch dürfte mir also nicht langweilig werden. =) Aber Arbeit ist ja nicht alles. =D Am Mittwoch gabs dann die ersten indischen Clubbeats um die Ohren. Begleitet von der Abschiedsfeier für Laura, einer Kolumbianerin. Es ist sowieso etwas schade, dass fast alle Leute, die bis jetzt so kennengelernt habe, spätestens am 18. Oktober Kolkata Richtung Heimat verlassen. Bleibt nur zu hoffen, dass da immer wieder was nachkommt. Aber jetzt wieder zum Feiern in Kolkata. Zuerst mal sind Clubs nur was für die super Reichen, die auch ihr eigenes Auto bzw. ihren eigenen Fahrservice haben. Dementsprechend sind die Getränkepreise sogar teurer als in Deutschland. Kaum zu glauben, aber wahr. Die Musik ist bestenfalls mäßig. Charthits, meistens in der Danceversion, aber immerhin europäische und amerikanische Beats und keine traditionelle indische Musik. =) Also schön vorher etwas Stimmung antrinken und mit den richtigen Leuten hingehen, dann passt das schon. An diesem Tag hatte Fabio, ein brasilianischer Praktikant, das mit dem Trinken aber eindeutig übertrieben. Nach mehreren lustigen Danceinlagen im Club, saß er plötzlich in einem Privatauto vor dem Club, dass der Besitzer irgendwie nicht abgeschlossen hatte. Nach einigen Redeversuchen und physischer Gewalt war Fabio dann wieder außerhalb des Autos und die erste Party in Indien beendet.
Zur Entspannung gab es dann den nächsten Abend ein Abschiedsessen einer russischen AIESEC-Praktikantin, die ich nicht kannte, aber so konnte ich noch ein paar andere neue Leute kennenlernen und Fabio war auch wieder dabei. Diesmal gabs nur eine Coke.   
So morgen ist dann Samstag und der letzte Arbeitstag der Woche. Mal sehen was der Sonntag so bringt. Ich glaub ich muss mir mal ein paar indienadäquate Sachen leisten, damit der Aufenthalt hier noch angenehmer wird. Am Montagmorgen geht´s dann zum Vodafoneshop um die letzten Details für´s Internet zu klären und dann kann der Blog endlich online gehen. =)

Ankommen in India

„Incredible India“, dieser Slogan prangt in dicken Lettern auf dem Einreisedokument, dass einem schon während des Fluges ausgehändigt wird. Incredible waren dann auch die ersten Schritte auf indischem Boden. Eigentlich hätte am Flughafen ein Pick-up Service auf mich warten sollen, aber leider gab es da ein Problem. Kein Mensch am Flughafen. Nach geschätzten 6 Minuten am Telefon hatte ich dann auch die ersten Instruktionen meines indischen Ansprechpartners verstanden. Hindisch, eine Mischung aus Englisch und Hindi, macht die interpersonale Kommunikation zu einem Abenteuer. Also Taxi fahren.  Die ersten Preisverhandlungen auf indischem Boden, denn Nachts läuft kein Taxameter und die Preise setzen sich willkürlich zusammen. Weiße Touristen verkörpern hier die Inkarnation des Reichtums. =) Wenn der Preis dann zufriedenstellend ist, kann man sich in eines der guten alten Taxis setzen. Hier eröffnete sich dann für mich der Höhepunkt einer fast einstündigen Reise zu meinem Schlafplatz. Hatte ich am Anfang gedacht, dass die Adressenübermittlung einwandfrei gelaufen war, kamen wir erst nach 5 weiteren Telefonaten zwischen dem Taxifahrer und meinem Ansprechpartner in Indien, Vivek, am gewünschten Ort im Ortsteil „Tollygunj“ in Kolkata an. Hier aber die erste positive Überraschung. Alle AIESEC-Praktikanten wohnen in Kolkata in einem Haus zusammen. Deshalb fällt es wirklich nicht schwer Anschluss zu finden. Hier werden alle Fragen beantwortet und alle Erfahrungen geteilt. Einziger Wehmutstropfen, kein Internet. Ich fühle mich leicht eingeschränkt und einem wichtigen Kommunikationsmittel beraubt.
Heute am Sonntag (12.09.10) war dann gleich eine Sightseeing Tour angesetzt. Das Viktoria Memorial Building, die St. Pauls Cathedral und zu guter Letzt noch eine riesige Shoppingmal, die mit europäischen Produkten einen leichten Hauch Heimat verbreitet, standen auf dem Programm.  Der erste Tag zeigte schon mit diesen Ereignissen die Vielfalt von Indien.
Erstens: Schwitzen, wo immer man ist, was immer man auch gerade macht, steht an der Tagesordnung.
Zweitens: Menschen, wo immer sich das Auge auch gerade befindet. Schäbige Buden, Menschen auf Brücken lebend, führen zu einer neuen Definition von Armut.
Und zwischen aus Holz und Pappe zusammengebauten Hütten dann eben auch einmal solche Gebäude wie das Viktoria Memorial Building, eines der schönsten Bauwerke Indiens. Hier drängen sich Menschenmassen in den formidablen Park, der einen Schönheitstraum in Weiß umrahmt. Innen hat das Gebäude außer Bildern und Modellen des Ursprungs von Kolkata wenig zu bieten. Weiter geht´s zur St. Pauls Cathedral, die zu den meistbesuchtesten Plätzen in Kolkata zählt. Besinnliche ruhige Kirchenatmosphäre, die nur durch das Telefonat eines ältlichen Inders gestört wird. Das eigentliche Spektakel spielt sich neben den touristischen Schauplätzen ab. Der unzähmbare Straßenverkehr, in dem sich Taxis und Busse erst im letzten Moment entgegenkommend ausweichen. Permanentes Hupen, um seine Ideallinie auf der Straße zu halten. Dreck überall, selbst auf der „Park Street“ dem City Center von Kolkata. Dazwischen nette Menschen, die einen auch mal in 5-minütigem Fußmarsch den Weg zum nächsten Fotoladen zeigen.

Die ersten Eindrücke strömen in unaufhaltsamem Tempo auf einen zu. Man kann sie weder aufhalten noch adäquat verarbeiten. Es ist einfach zu viel: Lärm, Dreck und Menschen. Aber auf der anderen Seite eröffnen sich total neue Perspektiven. =) Morgen ist dann der erste Arbeitstag und die Metro von Kolkata zu entdecken. Diese Erfahrung wurde mir von meinen Mitbewohnern ans Herz gelegt. Hope the best for tomorrow. =)