Montag, 18. Oktober 2010

Durga Puja oder Feiern auf Indisch

Crazy Durga Puja. Womit soll ich beginnen. Meine Synapsen kreisen in meinem kleinen Kopf wie beim Roulette und meine synaptischen Spalte leiden an Reizüberflutung. So in etwa kann man auch Durga Puja beschreiben. Wenn ihr mehr über die eigentlichen Traditionen des Festivals wissen wollt, dann kann euch am besten Wikipedia helfen. =) So, jetzt versuche ich meine Eindrücke und Emotionen zu ordnen und aufs Papier zu bringen.
Dieses Festival bedeutete für mich das erste Mal arbeitsfrei über einen längeren Zeitraum. Also 3 Tage out of office und ne Menge Zeit lustige Sachen zu erleben. Und los geht’s. Donnerstag nach der Arbeit hieß es dann schnell duschen und essen, denn es ging mit einigen indischen Freunden und den anderen europäischen Praktikanten die Pandals anschauen. Pandals sind wie kleine Tempel, die extra für das Festival errichtet werden. Sie sind überall in der Stadt zu finden. In den Tempeln ist dann die Statue der Puja-Göttin zu finden. Jedes Jahr ist ein Wettbewerb ausgeschrieben, wer den besten Pandal zu ehren der Duga-Goettin baut. Normalerweise sind die Straßen total überfüllt, weil alle Menschen die verschiedenen Pandals sehen wollen. Aber gegen 3 Uhr morgens, kann man ganz entspannt seine Fotos schießen. Nur bei der Besichtigung des ältesten Tempels, waren auch so früh am Morgen massenweise Inder unterwegs. Da war sogar ein Fernsehteam und natürlich wollten die von den weißen Touristen wissen, wie sie Durga Puja finden. So, erste Durga-Erfahrung abgeschlossen. J Auf geht’s zur zweiten.


Unser ehemaliger Vermieter in Tolllygunj hatte uns für Freitag zum Essen eingeladen. Weil er Durga Puja in seinem Haus mit vielen Freunden feierte mussten wir ja in unsere neue Wohnung umziehen. In unserem alten Zuhause angekommen, staunten wir erst mal nicht schlecht über die Sauberkeit und die errichtete Durga-Statue. Das Haus war übervölkert mit Freunden unseres Vermieters. Also für´s erste hingesetzt und umgeschaut. Nach ca. 10 Minuten wurde dann die Tafel für uns freigemacht und das Essen auf Palmenblättertellern angerichtet. Während Durga Puja darf im eigenen Haus nur vegetarische Kost serviert werden. Das Menü bestand deshalb aus verschiedenen Variationen von Reis, gebratenen Auberginen und anderen Gemüsemixen, deren Zutaten mir nicht bis ins letzte Detail bekannt sind. Aber der aufregendste Teil ist ja nicht das andersartige Essen, sondern der Essvorgang an sich. Ja, es wird mit den Fingern gegessen, also nichts mit Gabel, Messer und Löffel. Die Finger werden schön zu einer Schaufel geformt, alles was auf dem Teller ist gut vermischen und dann sind schnelle Handbewegungen gefordert, damit das Essen auch den Weg in den Mund findet. Alles in allem eine interessante Art und Weise Nahrung zu sich zu nehmen. Aber irgendwie kommt man sich schon wie ein Tier vor. Nach ein paar Erinnerungsfotos war auch die zweite Durga Puja Erfahrung schon wieder Vergangenheit.


Einer meiner Kollegen hatte mir einige Tage vor dem Festival angeboten die schönsten Pandals zu zeigen. Nach einem kurzen Anruf war die Sache beschlossen. Also schnell zu unserem Treffpunkt, von wo das Abendprogramm gestartet werden sollte. Eigentlich kann ich mich in Kalkutta mittlerweile schnell von einem Ort zu anderen bewegen, da ich schon einige Gepflogenheiten des indischen Transportsystems intus habe, aber während Durga Puja ist eben nichts einfach. Nach einigen erfolglosen Versuchen ein Taxi zu ergattern ging es in einen völlig überfüllten Bus. Laute Stimmen und Schweißfluss in Strömen. Super! Doch wer jetzt denkt, nur weil man einen Platz im Bus hat, kommt man auch dort an wo man will, der sieht sich in indischen Gefilden getäuscht. 10 Minuten später standen wir in einem riesigen Stau und es hieß aussteigen und zu Fuß weiter. Zuerst sah es ganz gut aus, aber dann stellte sich diese Aktion als schwerer Fehler heraus. So viele Leute habe ich wirklich noch nie auf einem Haufen gesehen. Man bewegt sich vorwärts ohne eigenes Zutun. Es wird geschoben, gedrängelt, lautstark gerufen und gelacht.  Für Menschen mit Platzangst ungeeignet. Aber zum Glück fand sich nach einigen Metern der rettende Eingang zur Metrostation und das Entkommen aus den Massen war gesichert. Tief durchatmen. Der Rest des Weges war dann kein Problem mehr. Nach einer halben Stunde Warten kamen dann mein indischer Kollege und sein Freund mit dem Motorrad und es ging auf in eine kleine Stadt vor den Toren Kalkuttas. Dort wurde ich dann allen Freunden vorgestellt, darunter auch einem indischen Journalisten, der so schnell und emotional Englisch sprach, dass eine Unterhaltung eigentlich unmöglich war. Aber einige Worte konnte man dann doch verstehen. Auf jeden Fall war er glücklich mal einem Deutschen die Hand zu schütteln. J Nach der kurzen Besichtigung der kleinen Stadt und einem Besuch bei den Eltern meines Kollegen ging es dann auf ein Restaurant für das Essen zu suchen. Es ist echt verrückt, wenn man Gast bei Indern ist. Sie sagen, dass Gäste nahezu wie Götter zu behandeln sind, deshalb wurde ich übervorsichtig behandelt und ständig gefragt ob es mir gefällt oder ob ich irgendetwas brauche. Genauso bei der Wahl des Restaurants. Das erste ausgewählte hatte kein Essen mehr, sodass es weiterer fünf Anläufe bedurfte bis wir ein Restaurant mit guter hygienischer Qualität gefunden hatten, indem ich bedenkenlos etwas essen konnte. Sehr fürsorglich und natürlich sympathisch, aber manchmal kommt man sich schon ganz schön blöd vor, wenn 7 Inder so um einen herum wuseln. Nach dem Essen ging’s dann wieder zurück nach Kalkutta die Pandals ansehen und wirklich es hat sich gelohnt. Natürlich kennen die Einheimischen die besten Plätze und man sieht Dinge schnell und unkompliziert, für die man selber stundenlang suchen müsste. Den Rest der Zeit verbrachte ich dann mit einer fiesen Augeninfektion im Bett. Aber so ist das eben, wenn man mit sieben Leuten zusammenwohnt. Einer schleppt es an und die Anderen bekommen es. Aber nach einem Besuch bei einem indischen Arzt und nach der Einnahme der verschriebenen Medizin geht es jetzt schon wieder besser und ich kann morgen wieder auf Arbeit gehen. So das war‘s erst mal wieder. Bilder folgen später, weil die anderen Praktis gerade indische Filme auf meinem Laptop schauen.

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